Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 232 · November 2012
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Moritzberg Verlag
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Bäckerei Krone

Teil 2

Mobilfunk und Baumschäden

Baumschäden durch Mobilfunksender – dieses Thema ist in der Forschung nicht neu, aber in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Nach dem Bericht im letzten Moritz vom Berge soll der folgende Nachschlag helfen, mögliche Zusammenhänge zu verstehen.

Hochfrequente elektromagnetische Felder (EM-Felder) kommen auch in der Natur vor, z.B. als sichtbares Licht, als UV-Licht und als Sferics. Über Jahrmillionen konnte sich das Leben auf der Erde daran anpassen. Nun ist innerhalb kurzer Zeit eine große Bandbreite technischer Strahlung dazugekommen.

Der Landschaftsarchitekt und Fachmann für Baum- und Naturschutz Dr. Aloys Bernatzky schreibt in seinem Buch „Baumkunde und Baumpflege“ (5. Auflage Braunschweig 1994): „Die Wissenschaft weiß, daß die bei allen Lebewesen zwischen den Zellen ihrer Körper bestehende innere Kommunikation mittels EM-Wellen verläuft bei Frequenzen von ELF (extremely low frequencies) bis zum harten UV-Licht. Die dabei wirksamen Flußdichten sind außerordentlich gering.“ Die Frequenzbereiche von Mobilfunk, Rundfunk- und Fernsehsendern, von Radar, aber auch von WLANs und DECT-Telefonen liegen damit zwangsläufig in dem Bereich, den die Zellen für ihre Kommunikation nutzen. Die andauernde technisch erzeugte Strahlung wird von Organismen nicht abgewehrt wie kurzfristige starke Störungen des EM-Feldes, sondern aufgenommen und als Information verarbeitet. Nadeln, Blätter, Äste und Stämme der Bäume funktionieren dabei als Antennen. Über das Wasser der Zellen gelangen die Mikrowellen in alle Teile der Bäume. Sie beeinflussen die chemischen Reaktionen und stören den Informationsaustausch der einzelnen Körperzellen – die physiologischen Prozesse im Baum werden durcheinandergebracht.

Bäume geben durch ihre Strahlenfühligkeit unter Umständen sehr deutliche Hinweise auf Schädigungen, die sich bei anderen Lebewesen erst später zeigen. Ein Baum kann nicht ausweichen wie Mensch und Tier und der Sender strahlt, anders als die Sonne, Tag und Nacht.

Die beobachteten Baumschäden am Moritzberg liegen nicht alle in der Richtung des direkten Sichtkontakts mit einer Sendeanlage. Dafür kann die Hanglage verantwortlich sein: An Berghängen treten oft „Nester“ verdorrter Bäume auf – dort wo die „Funkkeule“, die spezielle Strahlung eines Senders auftrifft. Ein Hang ist besonders exponiert – er hat weniger Abschattung gegen die umliegenden Sender als die Ebene. Die Sendeanlage am Phoenix-Schornstein funkt zum Beispiel in die Richtung der Grundschule Moritzberg (und trifft dort auf) – wenn die Eintragungen in der öffentlich zugänglichen EMF-Datenbank der Bundesnetzagentur noch stimmen. Dort sollten alle Standortbescheinigungen für Sendeanlagen einsehbar sein (http://emf2.bundesnetzagentur.de/karte.html), diejenige für den Sender im Bergholz am Moritzberger Weg fehlt. Mobilfunksender haben in der Regel einzelne Antennen, die hauptsächlich in eine bestimmte Richtung senden. Diese Richtung nennt man „Hauptstrahlrichtung“. In der Standortbescheinigung müssen diese Richtungen in „Grad über Nord“ angegeben sein.

Die Abstrahlung der Sektorantennen erfolgt in Haupt- und Nebenstrahlen waagrecht und senkrecht gebündelt. Die Hochfrequenzimmissionen werden an Gebäuden und Berghängen reflektiert, teils absorbiert, an Kanten gebeugt – das führt zu einer ungleichmäßigen Hochfrequenz-Feldverteilung. Jeder Ort weist aufgrund der vielen unterschiedlichen Hochfrequenzsignale und ihrer Wechselwirkungen untereinander und mit der Örtlichkeit unterschiedliche elektromagnetische Strömungsfelder auf.

Elisabeth Stichnoth hat als Anwohnerin besonders die Entwicklung im Godehardikamp seit Inbetriebnahme des Mobilfunksenders am westlichen Bergholzhang beobachtet. Im September 2012 beschreibt sie: „Eine kleinere Linde steht auf dem Spielplatz des 12-Apostel-Kindergartens. Sie hatte im Frühjahr ganz kleine Blätter bekommen und sogar noch geblüht. Seit ein paar Wochen ist alles an ihr verdorrt. Bereits im 12-Apostel-Weg sind u.a. die Ebereschen am straßenrand betroffen. In der Ecke 12-Apostel-Weg/Kurzer Anger steht ein großer Baum, eine Ahornart, der im Herbst immer wundervolle Blätter hat. Er ist ausgedünnt und bereits im August ging es bei ihm an einzelnen Stellen mit der Herbstfärbung an. Auf der anderen Seite des Kurzen Angers steht eine zerrupfte Birke, am oberen Ende eine braun gebrannte Konifere. Direkt beim Schild des Familienzentrums 12-Apostel steht ein zerfledderter Baum mit toten Ästen. Die drei großen Bäume auf dem Vorplatz des Kindergartens sind auch nicht mehr gesund.“

Stichnoth appelliert: „Was nun? Abwarten, bis die Regierung aufwacht? Ich fürchte, das dauert zu lange. – Sehr schnell würde sich etwas ändern, wenn große Teile der Bevölkerung ihr Verhalten ändern. Jedes Handytelefonat, jede SMS, jeder Internetaufruf vom Smartphone löst eine wahre Kaskade von zusätzlichen Funkimpulsen aus. Basisstationen werden nur betrieben, wenn sich Nutzer finden. Eigentlich ganz einfach, aber leider nur eigentlich .... Und eigentlich sollte jeder beim Spaziergang, beim Weg zum Einkaufen, zur Arbeit, zur Schule sehen können, dass etwas Grundsätzliches nicht stimmt.“
sbr / Elisabeth Stichnoth
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