Die Schützenwiesen wurden zum Sportpark
(sbr) Die Wiesen zwischen der Innerste und dem Kupferstrang waren traditionell die Hildesheimer Schützenwiesen. Dort übten die Schützen, ihre Schießstände waren auf die Innerste und den dahinter liegenden Hohen Wall ausgerichtet. Die Schützenhäuser – eins diesseits, eins jenseits der Straße „An der Schützenwiese“ – lagen am Ende des Weges von der (Berg-)Mühlenstraße zur Schützenallee. Dieser Weg durch die Wiesen hieß noch Anfang des 20. Jahrhunderts „Moritzberger Weg“, 1915 wurde er in „Pappelallee“ umbenannt.
Ursprünglich war der Volksfestplatz südlich dieses Moritzberger Weges der Spielplatz für den Volks- und Mittelschulsport. 1907, mit der Einführung der Jugendspiele an Mädchenschulen, wurden erstmals zwei Hektar auf der Nordseite des Weges hergerichtet, denn auf dem Volksfestplatz „war die Staubplage sehr groß“ und nach dem Volksfest war der Platz meist „für eine längere Zeit“ für Spielzwecke unbrauchbar. Im November 1911, im Jahr der Eingemeindung von Moritzberg, kamen die städtischen Wiesen zwischen Innerste und Kupferstrang außer Pacht. Die städtischen Gremien nutzten die Gunst der Stunde und beschlossen, eine große „Spielplatzanlage“ von 100.000 Quadratmetern zu schaffen – etwa 70.000 Quadratmeter für den Schulsport und für Sportvereine ohne eigenen Platz, 30.000 Quadratmeter auf zehn Jahre verpachtet an den Fußballklub von 1906 und den MTV von 1848. Am Kupferstrang wurde eine 300 Meter lange Wettlaufbahn angelegt. Die dauernde Instandsetzung und „Verbesserung der Grasnarbe“ war Aufgabe des städtischen Gartenamtes. Das hält der im Dezember 1916 erschienene Verwaltungsbericht der Stadt Hildesheim für die Jahre 1909 bis 1914 fest.

Schon Anfang 1911 war die Ausstellungshalle auf der Südseite der Pappelallee eröffnet worden. 1913 wurde sie erweitert durch Anbauten für den Reitsport und für die Turn- und Spielvereine, die auf den Schützenwiesen spielten. Die Stadt zahlte 300 Mark jährlich für die Nutzung von Aborten, Umkleideräumen und Geräteräumen (Verwaltungsbericht 1909 – 1914).

Der folgende Verwaltungsbericht für die Zeit vom 1. April 1914 bis 31. März 1928 berichtet: „Die Spielplätze auf der Schützenwiese, die während der Demobilmachung als Wagen- und Geschützpark benutzt und stark in Mitleidenschaft gezogen waren, sowie die Laufbahn und die Sprunggruben wurden 1920 wieder hergestellt“ (S. 335) – die Folgen des ersten Weltkrieges also beseitigt. 1926 begann im Zuge von Notstandsarbeiten die Umgestaltung der Schützenwiese zu einem „Sportpark“ mit neuer Laufbahn, Hoch- und Weitsprunggruben, Fuß- und Faustballfeldern.
Ein Stadtplan von 1928 zeigt eingetragene Flächen für die Vereine Gut-Heil, Frei-Heil, Vorwärts und V.f.L. Ein Luftbild von 1937 (s. oben) zeigt die Sportplätze nördlich der Pappelallee in neuer Aufteilung. Ein Stadtplan von ca. 1940 benennt diese Anlage als Georg-Brauns-Platz. Für Georg Brauns stand ein Denkmal vermutlich, wie die Luftaufnahme zeigt, am Nordostende des Geländes.

Nach dem zweiten Weltkrieg gründete die DJK Blau-Weiß sich 1953 neu und erbaute später ein Klubhaus an der Pappelallee. Im Sommer 1957 wurde die „Sporthalle Schützenwiese“ gebaut, ihr kühner Entwurf und die solide Bauausführung waren eine Leistung des städtischen Hochbauamtes. Die Ausstellungshalle war 1945 durch Luftangriffe zerstört worden, an ihrer Stelle entstand Ende der 1960er Jahre der Neubau der Polizei.