Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 202 · Februar 2010
Der Verlag:
Moritzberg Verlag
Unterstützer für die Webversion:
Bäckerei Krone
Anzeigenpreise für die Druckversion:
Anzeigenpreise

Neujahrsempfang 2010

Die Perlen am Stadtrand präsentiert

(sbr) Sonntagmorgen, der 17. Januar 2010: Durch Schnee und Tauglätte haben viele Moritzberger den Weg ins Zwölf-Apostel-Gemeindezentrum gefunden. Hier ist zum neunten Moritzberger Neujahrsempfang eingeladen - rechtzeitig zum Jahresbeginn: Nicht immer gehen auf dem Berge die Uhren etwas anders als in der Stadt.
Pastor Jürgen Plötze wünscht den Gästen für das neue Jahr vor allem eins: mehr Vertrauen zueinander, „dass wir es wieder öfter wagen, uns aufeinander zu verlassen“. Dr. Ingo Tscharntke vom Kirchenvorstand nennt die Programmpunkte und die Sponsoren des Empfangs: den Beamten-Wohnungs-Verein, die GBG und die Hildesheimer Sparkasse - Applaus angesichts des leckeren Bufetts, das einladend mitten im Raum arrangiert ist. Das Trillke-Orchester heizt ein: fröhlicher lautstarker Folk, der in die Beine geht, dazu der Blick durch die Glasfront des Gemeindesaals auf die zauberhaft verschneite Landschaft am Rottsberg - ein gelungener Start ins Jahr 2010.

Foto: Alexander Matz
Ulrich Tegtmeyer wird mit dem „Moritz 2010“ geehrt - einer Plastik, die sein Metier, die Musik, in dreidimensional Greifbares übersetzt; links Ingo Tscharntke vom Kirchenvorstand, rechts die Künstlerin Ele Borchers
Foto: Alexander Matz

Die Zwölf-Apostel-Gemeinde hat guten Grund, mit dem Neujahrsempfang auf sich aufmerksam zu machen. Sie bietet Glanzstücke kulturellen Schaffens - abseits vom Hildesheimer und auch vom Moritzberger Zentrum und deshalb oft übersehen. Prof. Michael Schwindt präsentiert in Bildern und spannenden Vergleichen die architektonische Perle, das Bauwerk, in dem die Feier stattfindet. Moritzberg, behauptet er, sei für Hildesheim das, was der Babelsberg für Potsdam und der Süllberg für Hamburg sei - ein heiliger Berg. Nach kostbaren historischen Bauten hat auch die Moderne hier Einzigartiges hervorgebracht: Die Zwölf-Apostel-Kirche hat als moderner Kirchenbau in Niedersachsen nicht ihresgleichen. Spannungsreich fügen sich die Teile der baulichen Anlage in der Tradition der Bauhauszeit aneinander: stumpfe Winkel, versetzte Bauteile, „was ist eigentlich Wand, was Dach?“ - eine sehr individuelle „demokratische“ Bauweise. Eine dreidimensionale Spirale, die am Turm der Kirche ansetzt und sich in kreisender Bewegung über das Gemeindehaus bis zum Kindergarten öffnet - diese Figur, so Schwindt, ist die Grundidee des Bauwerks und seiner Klangausbreitung. Er legt die Abbildung eines Spiralnebels über den Grundriss der Gebäudeanlage - und hat damit die kosmische Entsprechung von Zwölf-Apostel hereingeholt.
Einen zweiten Schwerpunkt künstlerischen und kulturellen Schaffens hebt Sabine Brand heraus. Ein „Moritz“ zur Ehrung besonderer Verdienste um den Moritzberg soll auch in diesem Jahr vergeben werden; die Wahl ist auf den Organisten und Kantor der Zwölf-Apostel-Gemeinde gefallen: Ulrich Tegtmeyer. Brand stellt den langjährigen Kirchenmusiker vor, seine Arbeit an der Orgel, mit dem Zwölf-Apostel-Chor, dem ökumenischen Singkreis von Moritzberg und im Johann Joseph Fux-Ensemble - „ein Meister der Klänge und ein Mann der leisen, zurückhaltenden Töne, wenn es um ihn selbst geht“. In regelmäßigen Konzerten bietet Tegtmeyer mit seinem Ensemble Kirchenmusik höchster Qualität von der Renaissance bis zur Moderne und Eigenkompositionen. Im Zentrum seiner Musik steht die menschliche Stimme: das Singen und Sagen.
Vollkommen überrascht und mit Freude nimmt Ulrich Tegtmeyer die Auszeichnung an: eine Skulptur der Moritzberger Sommerwerkstatt, die in Gemeinschaftsarbeit speziell für ihn gestaltet wurde. Künstlerin Ele Borchers erzählt, was sie mit der abstrakten Messingplastik auf einem Holzsockel ausdrücken will: „die Kraft und die Bewegtheit von Musik. Musik darzustellen ist schwierig. Zur Musik gehört die Körperlichkeit des Musizierenden als Stütze - deshalb die Verankerung im Boden. Und der Raum gehört dazu, den die Musik zum Schwingen bringt - deshalb eine geschwungene Fläche, die sich leicht dreht und in Spitzen in den Raum ausgreift.“
Im Anschluss an diese individuelle Ehrung stellen sich einige Moritzberger Vereine und Institutionen vor: Kultur und Geschichte vom Berge e.V. und das neue Familienzentrum von Zwölf-Apostel in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Familienbildungsstätte und der Zwölf-Apostel-Kita. Dieser Teil des Programms geht schon ein bisschen unter im fröhlichen Geplauder der Gäste - denn das hat dieser Neujahrsempfang wieder bewirkt: Man freut sich aufeinander und über neue Bekanntschaften, tauscht Ideen aus, macht Pläne. Mancher Gast drückt sein Erstaunen aus über das neu entdeckte Gemeinde- und Kulturzentrum am Stadtrand. Noch einmal brandet Beifall auf: Sven Schumacher vom Altenheim Christophorusstift kündigt an, dass seine Einrichtung den Neujahrsempfang 2011 ausrichten wird.

© 2010 | Impressum | Kontakt