Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 239 · Juni / Juli 2013
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Moritzberg Verlag
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Bäckerei Krone

150 Jahre Sozialdemokratie

Adolf Borchers, Justus Dietz, Gustav Klare
zum Gedächtnis

(sbr) Die Sozialdemokraten haben Ende Mai das 150-jährige Bestehen ihrer Partei gefeiert. Die sozialistische Arbeitspartei ging aus dem Zusammenschluss des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins und der Sozialistischen Arbeiterpartei in Gotha hervor, 1890 wurde sie umbenannt in Sozialdemokratische Partei Deutschlands und begann, sich zur Massenpartei zu entwickeln. Im ersten Weltkrieg zersplittert in SPD und USPD, im Juni 1933 verboten, nach dem zweiten Weltkrieg unter dem Schutz der westlichen Besatzungsmächte wieder neu gegründet – die SPD hat eine bewegte Geschichte hinter sich, die mit einer Wanderausstellung durch den Landkreis Hildesheim zur Zeit sehr anschaulich vermittelt wird.

Über die Anfänge der SPD auf dem Moritzberg – damals noch ein selbständiger Ort – und ihre Entwicklung in den ersten 70 Jahren ist wenig bekannt. Schriftliche Dokumente überstanden meist nicht die Nazijahre und die Kriegszeiten. Eine geschichtliche Quelle sind vor allem die Erinnerungen von Zeitzeugen, die in Arbeiterfamilien aufwuchsen und in politischen Zusammenhängen gearbeitet haben.

Rita Weber, die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Moritzberg-Bockfeld, hatte deshalb am 24. Mai zu einer „150-Jahre-SPD“-Veranstaltung im Förderzentrum Bockfeld Zeitzeugen aus dem Hildesheimer Westen eingeladen: Lore Auerbach, Elisabeth Conrady, Harry Dilßner und Reinhard Rössig erzählten aus ihrer parteipolitischen Arbeit im Stadtrat, Kreistag und Landtag. Zuvor hatte Rita Weber eine kleine Einführung zur lokalen Geschichte der SPD gegeben und einen Film vorgeführt.

An einige prägende Persönlichkeiten der älteren Geschichte der Sozialdemokratie auf dem Berge möchte Moritz vom Berge aus Anlass des Jubiläums mit den nebenstehenden Hinweisen und Fotografien erinnern.

Borchers

 

 

 

Adolf Borchers, Jhrg. 1889, Bürgervorsteher (SPD) und Gewerkschaftssekretär, 1933 nach Holland geflüchtet, dort 1941 von den Deutschen verhaftet, zu Zuchthaus (Hannover) verurteilt, 1943 entlassen, auf den Rottsberg gezogen, Stall zum Wohnhaus ausgebaut, für Entschädigung Gartengrundstück Beyersche Burg erworben, gestorben um 1950.

Quelle: Annegret Kanne

Dietz

 

 

Justus Dietz (Mitte), Jhrg. 1900, Kaufmann und Buchhalter, Elzer Straße 108, Gewerkschaftsangestellter, von der DAF als Hauptkassenleiter übernommen, Mitglied der NSDAP, nach Kritik an Reichspogromnacht im November 1938 verschwunden, knapp vier Monate später, 9.3.1939, an der Fünf-Bogen-Brücke aus der Innerste gezogen – angeblich Selbstmord. Gerichtsverfahren gegen Kollegen, Ausgang unbekannt.

Quelle: Marga Ellerbrock

Klare

 

 

Gustav Klare, Jhrg. 1885, Werksfotograf Senking, Fotograf mit Atelier in der Godehardistraße 16, 1929 – 1933 Bürgervorsteher (SPD), intensives soziales Engagement, Bibliothekar der Gewerkschaften, Gestapo-Verhöre, als „politisch unzuverlässige Person“ nach dem Hitler-Attentat mit 60 Jahren zur Luftwaffe eingezogen, Übernahme neuer Ehrenämter nach dem zweiten Weltkrieg, 1960 gestorben

Quelle: Erich Klare
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