Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 228 · Juni 2012
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Eine Chance für die Paschenhalle

(sbr) Nicht nur für das Phoenix-Verwaltungsgebäude ist eine gute Entwicklung in Aussicht – Moritz vom Berge berichtete in der Maiausgabe – auch für die Paschenhalle auf dem Phoenixgelände sind nun Nutzungen im Gespräch, die Hoffnung machen. Die Paschenhalle, so kündigte Oberbürgermeister Kurt Machens Mitte April in einem kurzen Gespräch zwischen Tür und Angel an, könnte von der Verwaltung der Stadt Hildesheim selbst genutzt werden.
Paschenhalle

Die Paschenhalle steht unter Denkmalschutz, ist aber unzureichend gesichert -
ganz dringend muss hier gehandelt werden!
Eine Pressemeldung der HAZ bestätigte am 18. Mai, was seit Monaten die Spatzen von den Moritzberger Dächern gepfiffen hatten: Eine Tochtergesellschaft von Bosch, die Firma Bosch SoftTech, wird Ende 2012 aus ihrem Domizil in der Laubaner Straße 12 in das Phoenix-Verwaltungsgebäude an der Bergmühlenstraße umziehen.
Bosch SoftTech

Bosch SoftTec - eine junge Bosch-Tochterfirma
mit Sitz in der Laubaner Straße - zieht Ende 2012
in den Phoenix-Verwaltungsbau
Bosch SoftTech entwickelt Software-Lösungen für die Autoindustrie und die neue Kommunikationstechnik mit Smartphones und Navigationsapps zum Beispiel – Multifunktionsdisplays und komplexe Multimedia-Ausstattungen liegen im Trend. Mit zur Zeit 90 Mitarbeitern ist die junge Firma im Wachstum, sie braucht mehr Platz. An der Bergmühlenstraße trifft sie auf stilvolle Industriearchitektur der fünfziger Jahre, die unter Denkmalschutz steht.

Nur einen Steinwurf entfernt vom Phoenix-Verwaltungsgebäude steht jenseits des Kupferstrangs die Paschenhalle, eine Fertigungshalle mit sogenanntem Sheddach, nach dem Firmendirektor zur Zeit ihrer Erbauung, Ludwig Paschen, benannt. Auch sie wurde von Architekt Albert Steinborn entworfen, sie steht wie das Verwaltungsgebäude unter Denkmalschutz. Das Sheddach – geformt wie ein Sägeblatt – erlaubt die optimale Beleuchtung des riesigen ungeteilten Hallenraums. Zwei Studentinnen der HAWK, Claudia Juny und Kristina Weigelt, hatten 2004 in ihrer Diplomarbeit vorgeschlagen, die Paschenhalle zu Wohnungen – Industrielofts – umzubauen (www.moritzvomberge.de, Ausgabe Oktober 2004). Dafür sollte sie in 16 Wohneinheiten aufgeteilt werden – entsprechend den 16 „Sägezähnen“ des Sheddachs. Diese äußerst attraktiven Wohnungen wären allerdings, so urteilte der frühere Projektmanager von Hanseatic, für Hildesheim nicht  zu vermarkten gewesen – „viel zu teuer, allenfalls in der Hafencity von Hamburg zu vermieten“.

Beim Prosanova-Festival im Mai 2008 war die schon leer stehende Paschenhalle zu besichtigen, die Moritzberger Sommerwerkstatt nutzte sie im Jahr darauf als Atelier. Danach ging es beständig abwärts mit dem außer­gewöhnlichen Industriebau – er wurde zur verwahrlosten Industrie­brache. Oberbürgermeister Kurt Machens muss das Sheddach beim Schützenfest im letzten Jahr aufgefallen sein. Er entwickelte eine Idee, die bei den angedachten Nutzern auf guten Boden fiel: Das Stadtarchiv Hildesheim könnte dort einziehen, wenn eine Reihe Vorbedingungen erfüllt wären. Das Stadtarchiv braucht mehr Platz, als es im Haus der Landschaft neben dem Roemer- und Pelizaeus-Museum hat. Verschiedene Quartiere, unter anderem die ehemalige Mackensen-Kaserne, waren dafür im Gespräch. Der Standort auf dem Phoenixgelände würde eine attraktive Möglichkeit bieten, dem Stadtarchiv wie auch dem angeschlagenen Industriedenkmal aus der Klemme zu helfen.
Dach Paschenhalle

Für die Paschenhalle mit ihrem auffälligen Sägedach ist die Nutzung durch das Stadtarchiv im Gespräch
Fotos (3): sbr
Im Moment ist alles noch in der Schwebe: Die Shedhalle müsste umgebaut werden – und die Stadt hat kein Geld. Auch ein passender Nutzungspartner wird gebraucht, denn das Gebäude ist selbst für die Bestände des Stadtarchivs zu groß. Offen ist auch, ob die Stadt Hildesheim die Halle kaufen oder mieten würde – der Knackpunkt für das Projekt sind auch in dieser Hinsicht die Finanzen.
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