Zur Bedeutung des Moritzberger Wappens
Teil 1
(sbr) Ein Bild des Moritzberger Wappens hängt nun im Ratssaal. Es war zuvor bei einer Ausstellungseröffnung in der Zweigstelle Dammtor der Sparkasse enthüllt worden. Diese kleine Ausstellung würdigt wie die große Ausstellung in der Rathaushalle den 100sten Jahrestag der Eingemeindung Moritzbergs. Aus Anlass des Jubiläums hat die Sparkasse Hildesheim den Ankauf einer handgemalten Tasse mit einer Ansicht Moritzbergs um 1830 für das Stadtmuseum ermöglicht. Die Sparkasse förderte auch die Anfertigung des Wappens für das Rathaus: eine von Alexander Kreth mit Unterstützung des Berufsbildungszentrums (BBZ) bemalte Plexiglasscheibe.

Diese moderne Version des Wappens gibt es als Aufkleber zu kaufen. Sie weht auch als Fahne von Moritzberger Hauswänden – in der Bergstraße, an der gelben Schule und im Bockfeld. Das Wappenbild macht neugierig, man möchte es verstehen, die Anfragen dazu häufen sich. In der Ausführung von 2011 wirkt es wie eine Spielwiese für einen netten Dinosaurier – das Kuscheltier balanciert vor drei Bergen mit je drei Blumen eine Fahne mit einem Kreuz.
Der Dino ist eine Übersetzung des Drachens auf dem Wappenoriginal von 1652. Die Farbe des Dinos ist hingegen frei erfunden. Der grüne Panzer hat keine Entsprechung in dem „ad infinitum“ – auf unbegrenzte Zeit – verliehenen Original. Das Untier dort wird als „schwarzer Drache mit feuerfarbigen Füßen“ beschrieben.
Ein Wappen ist nicht einfach eine Deko, ein hübsches Teil zur Verschönerung der Wand oder ein Autoaufkleber zur Identifizierung von Gemeinden. Es wird mit genauen Vorgaben zur Gestaltung verliehen. Es zeigt Symbole, die eine Bedeutung haben – ähnlich wie bei einem guten modernen Logo, aber aufgrund der historischen Vorgeschichte sicherlich vielschichtiger. Man kann die abgebildeten Dinge als Teil der äußeren Welt sehen, man kann sie aber auch als Zeichen für etwas Innerliches verstehen. Den alten Symbolen werden deshalb oft feste Bedeutungen zugeordnet: der Rose (äußeres Bild) die Liebe (innerer Zustand), der Lilie die Reinheit, dem Veilchen die Gerechtigkeit. Diese Zuordnungen sind aber veränderlich, sie hängen von den Kulturen und den Zeiten ab, in denen sie getroffen werden.
Wenn man die Symbole in einem Wappen zu einem Ganzen fügen kann, erzählt das Wappenbild eine Geschichte. Es wird zu einem Bild für einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Familie. Wenn die – vielleicht weisen – Menschen, die sich genau diese Symbole für diesen Ort ausdachten, gute Arbeit gemacht haben, dann spiegelt das Wappen etwas ganz Typisches, etwas Einzigartiges von diesem Ort wider.
In der vorliegenden und in der nächsten Ausgabe des „Moritz“ werden wir Möglichkeiten zur Deutung des originalen Moritzberger Wappens zeigen. Wichtige Hinweise dazu hat Michael Schwindt, Professor im Ruhestand gegeben. Schwindt ist ein sehr vielseitiger Sozialpädagoge: Vor Jahrzehnten hat er zum Beispiel den Familienförderverein Moritzberg gegründet, für die Zwölf-Apostel-Kirche hat er ein Altarbild gemalt. Auf dem Moritzberger Neujahrsempfang 2010 sprach er über die Bedeutung des Moritzberges – auch für die Stadt Hildesheim – und über die Zwölf-Apostel-Kirche. Seine wenigen Hinweise, die an das Wappen von 1652 anknüpften, haben die Zuhörer damals teils amüsiert, teils neugierig gemacht. Schwindt bezieht in der Tradition von C. G. Jungk tiefenpsychologische Interpretationen von Symbolen, Märchen und Legenden in seine Deutung ein.
Fabelwesen wie Drachen – oder modern: Dinosaurier – sind ein ganz altes Symbol, das weltweit verbreitet ist. Soviel sei hier schon verraten: Die christliche Symbolik zeigt den Drachen üblicherweise als mit der Lanze von St. Michael oder St. Georg Besiegten. Ganz außergewöhnlich ist laut Schwindt die Darstellung des Drachens mit der Lanzenspitze nach oben gerichtet. Der liegende (besiegte, aber doch sehr lebendige) Drache trägt die Lanze wie eine Fahnenstange auf seinem geöffneten Rachen – geschmückt mit einem Fähnchen mit christlichem Symbol. Dies Wappen wird den Bürgern laut zugehörigem Wappenbrief von einer Frau überreicht: der heiligen Margaretha.
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