Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 208 · September 2010
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75 Jahre Siedlung am Neuen Teiche

(sbr) Vor 75 Jahren wurden die Reihenhäuser Am Neuen Teiche bezugsfertig. Ab Oktober 1935 arbeiteten sich die Möbelwagen für die neuen Vorstadtbewohner durch den Schlamm hinter der Waldquelle. 82 Familien erhielten in der neuen Siedlung ihr Eigenheim mit Garten. Ende August 2010 wurde aus Anlass dieses Jubiläums am Neuen Teiche ein Straßenfest gefeiert – das erste seit 21 Jahren.

Eigentlich beginnt die Geschichte der Straße Am Neuen Teiche schon viel früher: Leineweber Carl Löser stellte 1899 den Antrag, dort ein Haus zu bauen. Der Moritzberger Fleckensvorstand Hagemeister bescheinigte, dass dem Antrag „gemeindeseitig“ nichts entgegenstünde. So wurde das erste Haus gebaut, auf dem Eckgrundstück zwischen einem „Feldweg“ und dem „Weg nach der Waldquelle“, heute Am Neuen Teiche 12 Ecke Krummes Feld.

Foto: Privatbesitz Almstedt
Das Eigenheim Am Neuen Teiche wird zum Winter 1935 bezugsfertig – Adolf Klink mit seinen Söhnen Bertold und Hubert
Foto: Privatbesitz Almstedt

Die alte Ortsbezeichnung „Waldquelle“ verweist auf mehrere Quellen, die sich dort befanden, wo heute die Straße Am Neuen Teiche von der Straße Am Propsteihof abzweigt. Die ersten Siedler mussten häufig mit langen Stöcken durch das Quellgebiet von etwa fünf mal sechs Metern Fläche waten.

Ab 1921 entstand die Siedlung Birnbaumskamp. Einige ihrer Häuser liegen an der Straße Am Neuen Teiche. Die Wohnhäuser, die in 2010 75 Jahre alt werden, befinden sich noch weiter südlich jenseits des Theodor-Bötel-Weges: Reihenhäuser in vier Ausführungs-Varianten mit Vorgarten sowie Hof und Garten hinter dem Haus, das ist die damals so genannte Gartenstadt Waldquelle. Sie stellte ein Modell für gesundes Wohnen von Berufstätigen mit Kindern dar. Die Gärten waren eher zur Erholung als zur Selbstversorgung geplant. Bauherr der „Gartenstadt“ war die Gemeinnützige Baugesellschaft zu Hildesheim, die Eigenheime waren laut Zeitungsbericht vom 31. Oktober 1935 „so günstig wie noch nie“. Zu den niedrigen Kosten trug die Konstruktion von Reihenhaustypen und der Serienbau, die Erschließung der neuen Straße in einem Stück und der Materialeinkauf en gros durch den Bauherrn bei. Die zukünftigen Bewohner benötigten zur Finanzierung ein Eigenkapital von etwa einem Drittel der Baukosten, der Rest wurde im Laufe vieler Jahre in Monatsraten abgezahlt.

Liebevoll hat Dieter Hampe schriftliche Quellen sowie eine große Menge Fotos zur Geschichte der Gartenstadt Waldquelle zusammengetragen und während des Straßenfestes in einer Garage Am Neuen Teiche ausgestellt.

Ein halbes Jahr lang hatte er in Archiven und bei Nachbarn geforscht. Hampe ist das Bindeglied zwischen den alten Straßenfestfreunden der 1980er Jahre und den neu engagierten jungen Familien. Im Februar 2010 hatten Wulf Grube und Michael Wiese zum ersten Treffen für ein Straßenfest nach jahrzehntelanger Pause eingeladen – auf Anhieb waren 20 Familien zur Mitarbeit motiviert. Etwa jedes dritte Haus war an der Organisation des Straßenfestes aktiv beteiligt. Die „Alten“ feierten voll Freude mit den jungen Anwohnern, sie hatten regelrecht auf ein neues Straßenfest gewartet.

Foto: Wulf Grube
75 Jahre Gartenstadt Waldquelle – zum Erzählcafé beim straßenfest 2010 trafen sich die Kinder von damals
Foto: Wulf Grube

Beim Erzählcafé am Spätnachmittag zeigte sich dann, dass noch heute einige Anwohner aus der Gründungszeit der „Gartenstadt“ – seit dem Einzug im Herbst und Winter 1935 – am Neuen Teiche leben. Zusammen mit ehemaligen Bewohnern, die als Gäste gekommen waren, wurden die Geschichten von damals erzählt: von der Seidenraupenzucht bis zur Schlittenfahrt im Steinberg auf Topfdeckeln.

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