Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 197 · August 2009
Der Verlag:
Moritzberg Verlag
Unterstützer für die Webversion:
Bäckerei Krone
Anzeigenpreise für die Druckversion:
Anzeigenpreise

40 Jahre Familien-Sport-Bund Hildesheim

Sportlicher FKK-Verein auf dem Rottsberg

Ein Mensch, beruflich strapaziert, hat das Bedürfnis, ungeniert, bar aller Kleider, aller Pflichten, sich sportlich her- und aufzurichten. Der Mensch reist nicht nach irgendwo, er findet das hier ebenso. Hier, am heimatlichen Ort, hat er die Chance dazu!
Der Familien-Sport-Bund Hildesheim e.V. (FSB) hat diese Chance gesucht und gefunden. Nach der Vereinsgründung vor 40 Jahren ist der Hildesheimer FKK-Verein 1973 auf dem Gelände des ehemaligen Vorwerks auf dem Rottsberg eingezogen. Heute sprechen nicht nur die Mitglieder, sondern auch die zahlreichen Gäste aus dem In- und Ausland beim dort entstandenen FSB-Sportpark von einem Juwel unter den FKK-Geländen in Deutschland. Doch bis es dazu kam, war es ein harter und von viel Eigenarbeit geprägter Weg.

Der Familien-Sport-Bund Hildesheim feiert im August sein 40-jähriges Bestehen - im Vorstand (von links): Gudrun Gläss (Schatzmeisterin), Sibylle Henkel (2. Vorsitzende), Elke Plodowski (Sportwartin), Hans-Heinrich Krussmann (Vorsitzender), Hans-Jürgen Gubi (Schriftführer), Angela Quoos (Jugendwartin)

Nach der Vereinsgründung im März 1968 - 1. Vorsitzender in dieser Gründungsphase war Manfred Fischer - hatten die ersten Vereinsjahre wahren Pioniercharakter. Vorrangiges Ziel war die Findung eines eigenen Geländes, eines Sportparks, zur Ausübung und Pflege des Familiensports im Sinne des Naturismus. Immer wieder wurden mögliche Gelände besichtigt, unter anderem bei Salzgitter und Nordstemmen, aber keines entsprach den Erwartungen. Schließlich wurde der FSB auf ein Kiesteichgelände bei Burgstemmen aufmerksam, aber der Konkurs des Verpächters ließ den bereits unterzeichneten Pachtvertrag platzen. Die Geländesuche in der Region Hildesheim-Sarstedt-Barnten-Heinde ging von neuem los. Schließlich erreichte den FSB-Vorstand der entscheidende Hinweis auf eine mögliche Pacht des ehemaligen Vorwerks des Klostergutes Himmelsthür auf dem Rottsberg. Dieses ehemalige Vorwerk (und heutige FSB-Gelände) befindet sich in der Verlängerung der Triftstraße in der Nähe der Jugendherberge, direkt an dem Weg, der zur ehemaligen Sorsumer Mühle führt.

Die Errichtung des Vorwerks im damaligen Gemeindebezirk Moritzberg entstand nach der Aufhebung des Moritzstiftes und der damit verbundenen Aufteilung seiner Ländereien. Das heutige FSB-Gelände, ursprünglich zur Moritzberger Stiftsschäferei gehörig, war damals an den Pächter des Klosterguts Himmelsthür vergeben. Die Anfahrt von Himmelsthür zum Rottsberg zur Bewirtschaftung der Grundstücke war für Mensch und Tier recht lang und mühsam und so stellte der Gutspächter 1853 den Antrag auf Errichtung eines Vorwerks inmitten seiner Ländereien. Dem Antrag wurde vom Königlichen Ministerium stattgegeben. Die Wasserversorgung war durch die dort vorhandenen Quellen und durch einen Teich gesichert. In der Folgezeit veränderte sich auf dem Rottsberg einiges. Weideflächen wurden zu Ackerland, andere, weniger ertragreiche, wurden aufgeforstet. Lange Zeit diente das Vorwerk auch Waldarbeitern als Unterkunft.
Im Januar 1973 beschloss der FSB, die Gebäude auf dem Vorwerk-Gelände - eine Scheune (Tenne) mit Wohnteil, ein freistehendes Fachwerkwohnhaus und ein kleines Stallgebäude - zu kaufen und mit der Klosterkammer als Eigentümerin des 60.000 Quadratmeter großen Terrains einen Erbbauvertrag über 80 Jahre abzuschließen. Die Zustimmung der Stadt war mit der Auflage der Einbindung eines Landschaftsarchitekten für die Geländeplanung verbunden.
Ende 1973 begann der Verein mit dem Verlegen von Wasser-, Abwasser- und Stromleitungen, im Frühjahr 1974 folgten die Planierarbeiten für das Faustball- und die beiden Volleyball-Spielfelder und die Pflanzarbeiten für die Erholungszone auf den ehemaligen Feldflächen. Die Stellflächen für Zelte und Wohnwagen wurden in Kreisen, mit Öffnung zur Kreismitte, angelegt. Oberbürgermeister Friedrich Nämsch und der Vorsitzende des Kreissportbundes Hildesheim, Hans-Jürgen Koch, pflanzten den ersten Baum, eine Eiche, und die FSB‘ler weitere insgesamt 330 Bäume und 5.700 Büsche. Vereinsvorsitzender in dieser Aufbauphase war Günter-Wolf Bredtschneider.
Und weiter ging es mit dem Um- und Ausbau der übernommenen Gebäude. Die ehemalige Scheune wurde zum Vereinsheim und behielt bis heute den Namen „Tenne“. Sie erhielt einen Anbau, in dem die Sauna und eine kleine Schwimmhalle mit einem 4 x 8-Meter-Becken untergebracht sind. In der Tenne sorgt ein offener Kamin für Behaglichkeit und auf der großen Terrasse kann bei Bedarf der Außengrill in Betrieb genommen werden. Im Stellplatzbereich für Zelte und Wohnwagen wurde ein Sanitätshaus mit Toiletten und Duschen errichtet. Der Verein begann mit dem Bau eines Schwimmbeckens, denn trotz vieler geleisteter Arbeitsstunden beim Aushub eines Natur-Badeteiches stellte sich bald heraus, dass es ohne „richtiges“ Schwimmbad nicht gehen würde. Und so konnte der FSB im August 1987 ein 10 x 25-Meter-Sportschwimmbecken in Betrieb nehmen, das heute solarbeheizt auch bei niedrigeren Außentemperaturen das Schwimmen angenehm macht.

Fotos (3): Hans-Jürgen Frohns
Aus dem ehemaligen Vorwerk auf dem Rottsberg hat der Verein einen Vorzeige-Sportpark gemacht - auf dem Bild links das Wohnhaus, rechts das Schwimmbecken hinter der „Tenne“
Fotos (3): Hans-Jürgen Frohns

In den Jahren des Aus- und Umbaus führte Kurt Fischer den FSB als Vorsitzender. Er tat dies übrigens von allen bisherigen Vorsitzenden am längsten, nämlich von 1979 bis 2003. Seinen Posten als 1. Vorsitzender in Hildesheim tauschte Kurt Fischer nahtlos mit der Position des Präsidenten des Deutschen Verbandes für Freikörperkultur, des Dachverbandes der organisierten Naturisten in Deutschland.
Der Familien-Sport-Bund Hildesheim setzt sich für eine freie und naturgemäße Lebensgestaltung ein, die dem Ziel einer geistigen, seelischen und körperlichen Gesunderhaltung seiner Mitglieder dienen soll. Er ist Mitglied im Deutschen Verband für Freikörperkultur und im Landessportbund Niedersachsen. Intensiv werden die Sportarten Schwimmen, Volleyball, Gymnastik, Ringtennis, Indiaca, Petanque, Faustball, Tischtennis und das Sportabzeichentraining im Sportpark auf dem Rottsberg, in der Halle oder im Wettkampf bei und mit anderen Vereinen betrieben.
Der FSB zählt derzeit 280 Mitglieder. Vorsitzender im Jubiläumsjahr ist Hans-Heinrich Krussmann. Die Feier zum 40-jährigen Vereinsjubiläum findet am 15. August dieses Jahres im Sportpark auf dem Rottsberg statt.
Kontakt: FSB Hildesheim e.V., Sportpark Rottsberg, 31139 Hildesheim, Tel. 05121 / 9 99 94 80, www.fsbhildesheim.de.

Hans-Jürgen Frohns
© 2009 | Impressum | Kontakt